Im November gedenken wir unserer Toten. Das ist gut und richtig. Denn viele haben der Menschheit, der eigenen Familie, dem Partner viel Gutes getan. Vergessen wir dabei aber nicht: Tod muss sein, also können wir uns freuen, dass sie einmal bei uns waren. Schlimm wird es erst, wenn wir nicht mehr sterben können.
Stellen Sie sich einmal dieses Szenario vor: Es gibt keinen Tod mehr – für kein Lebewesen.
Vorweg mal die für viele eine gute Nachricht: Wir sind dann alles Vegetarier. Denn ein Schwein schlachten und anschließend Schnitzel essen, das ist ist nicht mehr drin. Auch Tiere können nicht mehr sterben.
Dennoch, sehen wir goldenen Zeiten entgegen? Sie springen vom 10 Meter-Brett ins Becken ohne Wasser. Sie brechen sich zwar alle Knochen, aber leben weiter. Es gibt auch keine Unfalltoten mehr, Sie können fahren, egal wie verrückt. Oder, Sie haben mitten auf dem Ozean Schiffbruch. Kein Problem. Sie schwimmen zwar Tage- oder Wochenlang im Meer, aber keine Angst, es passiert nichts. Auch kein Hai beißt Sie, der ist inzwischen auch Vegetarier.
Krankenhäuser und Ärzte können wir weitgehend abschaffen, ob krank oder gesund, es stirbt doch keiner mehr. Diejenigen, die mit 70 Jahren Alzheimer bekommen, haben diese Krankheit in 500 Jahren immer noch. Sie wissen aber nicht, dass sie schon so alt sind.
Und überhaupt, sollen wir noch arbeiten? Zu was denn? Wenn es keinen Tod mehr gibt, brauche ich auch nichts mehr essen, ich sterbe ja deshalb nicht. Auf mich Acht geben brauche ich nun auch nicht mehr und mit den guten Vorsätzen kann ich in 1000 Jahren immer noch anfangen.
Irgendwann beginnt alles langweilig zu werden und ohne Sinn. Die Situation erinnert etwas an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Dem Reporter in diesem Film, er saß in einer „Zeitschleife“ fest, wurde es schon nach ein paar Tagen zu viel, der brauchte keine 1000 Jahre. Das Leben verliert also seinen Reiz.
Bald sieht man, Tod kann auch eine Gnade oder Erlösung sein. Auch wenn der Zeitpunkt für uns oft unverständlich ist, sehr oft unpassend ist und uns zusetzt, aber ganz ohne Tod, das ist auch nichts. Vielleicht schaffen wir es uns mit ihm anzufreunden und freuen uns deshalb besonders am jetzt und heute.
Bild: privat