Der November ist seit jeher prädestiniert für unsere Toten. Den Volkstrauertag hat sogar ein König eingeführt, eine angeordnete Trauer von höchster Stelle – also menschlich höchster Stelle wenn man so will.
Eine Kultur des Trauerns ist überall zu finden und bei den alten Völkern stand sie sogar beherrschend an erster Stelle des Lebens. Denken wir nur an die Ägypter, deren Leben schon frühzeitig ins Jenseits gerichtet war. War auch gar nicht so schlecht, nicht nur wegen den Pyramiden, die sie uns deshalb hinterlassen haben.
Leben und Tod hat bei den Menschen schon damals zusammengehört, auch wenn der ein oder andere heute nichts mehr davon wissen will. Der Mensch hat sich somit schon immer von allen anderen Lebewesen abgesondert, er hat das Leben als eine Durchgangsstation gesehen und wollte auch keine Gedanken daran verschwenden, nur zu verenden, wie die Tiere.
Nicht nur unsere Kirchen erinnern daran, dass nach dem Erdenleben ein Weiterleben kommt, wie wir es von der kleinen Geschichte – der Raupe und dem Schmetterling – kennen. Und da bei der Raupe auch der vergängliche Körper zurück bleibt wurde bei vielen Völkern der Mensch letztlich beerdigt und die die hier blieben hatten einen Ort der Erinnerung an einen lieben Menschen oder zur Verehrung, zur „Abarbeitung“ ihrer Trauer oder zur immerwährenden Bewunderung.
Obwohl meine Großmutter immer gesagt hat, dass dem Teufel ein Gebratener lieber ist als ein Verfaulter, ist auch inzwischen die Kirche dazu übergegangen, dass Verbrennen als ein würdige Bestattungsform anzuerkennen. Ja, und auch diesem Toten einen Platz auf dem Hof des Friedens zu geben.
Nun hört und liest man, dass die anonyme Bestattung immer populärer wird. Also weg und keiner weiß mehr wo er oder sie geblieben ist. Daran erkenne man die Flexibilität des Menschen, heißt es. Heute hier und morgen da, nirgends wirklich zu Hause. Manche alte Menschen wollen das sogar, um ihren Kindern weder Arbeit zu machen, noch dass sie sich in Unkosten stürzen. Dennoch ist das ein Werteverlust – für die Nachfahren – ein Vergessen des woher ich kam und des wohin ich auch einmal gehe.
Der erste Bezugspunkt zu einem Verstorbenen sollte das Herz sein, das ist richtig, nur zum Ort wo er begraben liegt, ist zu wenig. Aber wir Menschen brauchen eben auch diesen „handgreiflichen“ Bezugspunkt wie bei viele Dingen im täglichen Leben. Warum dann eigentlich nicht auch zu denen die uns einmal das Leben gaben und uns an der Hand in mein heutiges Leben führten?
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