„Ich esse gerne Sauerkraut und tanze gerne Polka….“, so sang Anfang der 60iger Jahre Gus Backus, ehemals GI amerikanischer Truppen in Deutschland, in deutscher Sprache. Er aß seiner Aussage nach kein Sauerkraut, vermittelte aber aller Welt, dass ein ganz wichtiger Anteil deutschen Essens das Sauerkraut sei. Sie seien eben die „Krauts“; die englische Bezeichnung für die Deutschen. Nur leider, die Deutschen haben ursprünglich weder das Kraut noch deren Verarbeitung gekannt. Die Römer brachten es einst mit und die Ursprünge gehen auf die Chinesen zurück.
Die meisten „regionalen“ Gemüsesorten sind Migranten. In unseren Breitengraden hat das Wort nicht unbedingt einen guten Klang. Verbindet man ja damit Menschen aus anderen Ländern, die zu uns kommen und hier bleiben wollen.
Beim Gemüse und auch beim Obst hat man das nie so eng gesehen. Wie wir durch die fremden Menschen bei uns unseren „Horizont“ erweitern können, haben wir durch die fremde Gemüse- und Obstsorten nicht nur unseren Speiseplan erweitert, wir leben auch viel gesünder.
Im Mittelalter gab es bei uns Hirse und Hafer, die aber ursprünglich auch aus den Gebieten des Iran/Irak/Syrien kamen. Brot konnte man davon nicht backen, das ging erst etwas später mit Roggen. Auch die Ackerbohne, Erbse und Linse waren nicht immer hier, wenn auch schon vor unserer Zeitrechnung. Heimische Gewächse sind Pastinake und etliche Wildformen verschiedener Kräuter und Gemüse. Die Wohlhabenden lebten allerdings damals schon etwas besser. Wer Geld hatte besorgte sich die Lebensmittel aus südlichen Ländern.
Mit der sogenannten Entdeckung Amerikas kam auch etwas mehr Leben in unseren Speiseplan – wenn auch langsam, aber unaufhaltsam. Jeder weiß heute, dass Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Kürbisse usw. aus Amerika kamen. Und die Kartoffel wurde neben dem Sauerkraut zu einem richtig „deutschen Essen“.
Übrigens, die kleinen sauren Äpfel und Birnen, die es bei uns vor den Römern gab, würde heute kein Mensch mehr ansehen, geschweige denn essen. Und die schönen großen und schmackhaften Äpfel und Birnen, die wir heute kennen, kommen eigentlich auch aus Asien. Die Römer haben sie uns nur mitgebracht.
Natürlich wurden viele Gemüse- und Obstsorten bei uns weiter gezüchtet und veredelt. Sie gehören inzwischen als „heimisch“ zu uns und regional Einkaufen und Essen ist auch eine prima Sache.
Deutschland war schon immer ein „Durchgangsland“ – kulinarisch wie auch ethnisch. Vielleicht sollten wir uns immer wieder einmal bewusst machen und dankbar sogenannten fremden Menschen gegenüber sein, denen wir unseren heutigen Speiseplan verdanken. Und wenn es diesen Menschen in ihrer Heimat zur Zeit schlecht geht, geben wir ihnen hier eine Heimat, so wie wir vielen Speisen die von dort kommen auch schon eine Heimat gegeben haben und sie nicht mehr missen wollen.
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