Gottesstaat

Wenn Sie nun gleich an islamistische Fundamentalisten denken, dann liegen Sie ganz falsch. Hier geht es um den Hl. Augustinus und auch um sein Buch „De Civitate Dei“, übersetzt kann man sagen „Der Gottesstaat“.

Hört man „Heiliger Augustinus“, denkt man gleich an einen frommen Gottesmann (354 – 430), von Geburt an ohne Fehl und Tadel, erhaben über den Rest der Welt. Doch wenn man den Satz von ihm hört: “Herr, gibt mir Keuschheit, aber noch nicht jetzt“, dann kommt er schon viel „normaler“ rüber und schlagartig interessiert es einen, wieso ein so großer Kirchenlehrer eine solche Aussage macht.

Augustinus hatte das, was manche dem heutigen Klerus vorwerfen, nämlich Ahnung vom wirklichen Leben. Und sein anfängliches Leben war so, dass man ihn noch vor Jahren bei uns schief angesehen hätte. War 13 Jahre mit einer Frau liiert, aber nicht verheiratet, hatte ein Kind und war dem guten Leben gegenüber nicht abgeneigt. Geboren wurde er im heutigen Algerien und entstammte einer Berberfamilie mit römischen Lebensstil. Erst mit 33 Jahren ließ er sich taufen. Später schlug er die theologische Laufbahn ein und wurde Priester.

Augustinus schrieb viele Bücher, Bücher mit solcher Bedeutung, dass sie die späteren Jahrhunderte prägten und auch in den Schriften unsers heutigen Papstes Benedikt XVI. findet man das Gedankengut des Augustinus wieder.

Wie kam es aber zu dem Buch „Der Gottesstaat“. König Aldrich nahm 410 n. Chr. Rom ein und brandschatzte es. Noch nie wurde Rom besiegt, was letztlich für die Menschen dort nicht nur eine Katastrophe war, es war die Rache der alten Götter – man hat sich von ihnen abgewandt und sich dem Christentum zugetan. Um das Schlimmste zu abzuwenden ging der römische Beamte Marcellinus zu Augustinus, der damals Bischof in Hippo Regius (Algerien) war und bat ihn, er möge eine Schrift verfassen, die die prekäre Situation wieder zurechtrückt.

Augustinus ging auch ans Werk, allerdings gingen die Uhren damals wohl langsamer als heute. Aber nach 13 Jahren (413 – 426) lag das Buch dann auf dem Tisch „De Civitate Dei“ – eigentlich waren es 22 Bücher, man sieht es aber als eine komplette Schrift an.

Kernaussagen sind, das nicht das Christentum am Zerfall Roms Schuld hatte, vielmehr habe kein Staat der auf Erden errichtet wird Bestand auf immer. Jeder Staat wird immer nur eine zeitlich begrenzte Ordnungsmacht sein.

Bestand hat nur der „Gottesstaat“, ein Staat im übertragenen Sinne als Gegenstück zum weltlichen Staat. In diesem Staat kann ich bereits heute, im Jetzt hier auf Erden leben. Augustinus fordert auf, so zu leben, als lebe er in einem Gottesstaat: Vorbildlich, gewissenhaft gegen Mensch und Natur, gerecht und im Frieden gegenüber jederman und vielem mehr.

Ein Buch, in dem viel Lebenserfahrung des Hl. Augustinus steckt. Nicht zuletzt deshalb beeinflussten seine Bücher nicht nur seine Zeit, der Einfluss reicht über das Mittelalter, über Martin Luther bis heute.

Allerdings muss man sich schon fragen, warum wir Menschen trotz besseren Wissens so resistent gegenüber das Gute sind.

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