Sicher haben Sie in einem Nachtschränkchen ihres Hotels auch schon eine Bibel oder ein Psalmenbuch gefunden. Gesehen und den Kasten zugeschoben? Schade, die Psalmen haben es in sich und sind es immer wert zu lesen. Die Psalmen sind ein Spiegelbild menschlicher Empfindungen – Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt. Dennoch, sie sind zeitlos und gerade deshalb findet man sich in den Texten wieder.
Sie sind einfach geschrieben, manchmal in großer Freude und manchmal in großer Wut, über die, die Gott lästern oder verachten. Im großen und ganzen muss man sagen, den Schreibern der Psalmen ging es manchmal so wie uns. Auch unsere Emotionen kochen manchmal über, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.
Von meinen Lieblingspsalmen möchte ich zwei herausgreifen: Psalm 1 und 139.
Im ersten Psalm geht es um einen, der Tag und Nacht über die Gesetze des Herrn nachdenkt. Hat der nichts besseres zu tun, denkt man im ersten Moment. Dabei geht es doch um den Einklang des Menschen mit seinem Schöpfer. Tag und Nacht heißt auch „immer“. Gott möchte, dass ich ein guter Mensch werde und bleibe, ohne Ausnahme, in angenehmen und unangenehmen Situationen, eben bei Tag und bei Nacht. In diesem Psalm heißt es auch: „Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.“ Man, das ist Poesie.
Der Psalm 139, für manche vielleicht beängstigend: Gott sieht mich andauernd, das ist ja wie beim Geheimdienst. Ich sehe das anders. Wo ich gehe und stehe ist Gott bei mir. Ich kann mich auf ihn verlassen und bin auch nicht allein wenn es mir gar nicht gut geht, keinen Bock auf gar nichts habe oder wenn ich vor Freude in die Luft springe. Eingebettet in dieses Wissen, brauche ich mir auch nicht andauernd Sorgen zu machen, was ist morgen und übermorgen. „Er“ wusste schon meinen Weg bevor ich geboren war, da muss ich mir doch nicht über jede Kleinigkeit den Kopf zerbrechen. Ein Leben in Freiheit mit Gott – so ungefähr stelle ich mir die Aussage dieses Psalms vor.