Das Kreuz begleitet uns zwar das ganze Jahr hindurch, dominiert aber gerade zu Ostern und natürlich in den Wochen davor. Für eine plötzlich neue Diskussion sorgte es in den letzten Wochen, da in öffentlichen bayerischen Ämtern das Kreuz aufgehängt werden soll – Wunsch und Wille des neuen bayerischen Ministerpräsidenten. Kontroverse Diskussionen waren vorprogrammiert.
Obwohl wir dem Kreuz immer wieder begegnen, haben wir oft ein etwas distanziertes Verhältnis zum Kreuz. Vielleicht liegt es daran, dass der Begriff „Kreuz“ für viele negativ besetzt ist.
Kreuz steht bei so manchem für Tod oder Leid. Unser Sprachgebrauch zeigt es schon. Der hat auch sein Kreuz zu tragen, sagt man, oder dass es schon ein Kreuz mit dem oder derjenigen sei. Auch „Das Rote Kreuz“ verbindet man mit Krieg, Not und Tod. Und wenn man es „im Kreuz“ hat, wird man daran erinnert, dass es einfach Schmerzen verursacht.
Stehen Sie mal vor dem Spiegel und breiten die Arme aus. Was sehen wir? Ein Kreuz. Sind wir somit dem Kreuz schon grundsätzlich verhaftet oder soll uns unser eigenes „Kreuzbildnis“ daran erinnern: Wir sind Kreuz? Sollen aus dieser Form heraus leben? Ein klares „Ja“ oder ein „bloß nicht“?
Betrachten wir diese, unsere Form, so stehen wir mit beiden Beinen auf der Erde. Verwurzelt kann man sagen, bodenständig und fest. Gut so; da gehören wir vorerst auch einmal hin. Die Arme ausgebreitet; waagerecht – horizontal. Das heißt, Bodenhaftung behalten und Gleichgewicht halten, und das unter Gleichen; ich bin nicht besser als der andere, auch wenn das mir manchmal so vorkommt. Ich bin ein Teil der Gesellschaft und bin somit auch für sie da und umgekehrt – für meine Familie, Gemeinde, Sportverein, für Freunde und Freundinnen.
Der Kopf ragt raus und das ist das Entscheidende. Nur die Augen können zum Himmel blicken. Sehen mehr als der Körper in seiner Bodenständigkeit. Nur der Kopf kann erahnen, dass es mehr gibt als nur unten. Und das ist das positive am Kreuz, an unserer menschlichen Kreuzesform, dass sie uns immer wieder daran erinnert.
Ostern wird damit ein Jubelfest bleiben, denn es gibt nicht nur ein unten, sondern auch ein oben. Vielleicht sollten wir uns das mehr zu Herzen nehmen und das Kreuz einfach mal positiv sehen – und da schließe ich mich nicht aus; denn mit einer positiven Stimmung lebt es sich nicht nur zu Ostern besser.
Somit ist das Kreuz nicht nur ein Zeichen unserer abendländischen Kultur (Kreuz in bayerischen Amtshäusern), sondern in erster Linie ein Zeichen unseres Glaubens und unserer Stärke.